n

Episode #049: Jaffa – Gesetzesbruch mit himmlischer Erlaubnis?

n

Jaffa am Mittelmeer ist der Schauplatz einer interessanten Vision des Petrus: In einem Traum sieht er ein Tuch voller Tiere vom Himmel herabkommen und erhält den Befehl, davon zu essen (Apg 10-12).

n

Einer gängigen Auslegung zufolge hebt Gott hier seine eigenen biblischen Gebote per Dekret auf und fodert Petrus, den Juden, dazu auf, jüdische Reinheits- und Speisevorschriften zu durchbrechen, um dem römischen Hauptmann Kornelius das Evangelium zu bringen. Ein genauerer Blick in die Bibel, und in die jüdische Welt der Zeit Jesu, zeigt aber, dass diese Deutung falsch ist und auf alten, judenfeindlichen Missverständnissen beruht.

n

Denn weder in den Gesetzen des Moses noch in den jüdischen Gesetzen der rabbinischen Lehrer war es verboten, mit Nichtjuden zu essen oder sie zu besuchen. Und in dem Tuch, das vom Himmel kam, waren sowohl reine als auch unreine Tiere. Petrus hätte also einfach genauer hinsehen können, und differenziert unterscheiden können zwischen erlaubten und verbotenen Speisen. Ein Blick in seine Bibel (Lev 11) hätte ihm dabei geholfen. Petrus aber erklärt pauschal alles für unrein, was Gott ihm anbot, vielleicht weil ihm der Blick in die Bibel zu mühevoll erschien, oder die biblischen Texte zu alt und fremd.

n

Hätte Petrus aber in seine Bibel geschaut, hätte er entdeckt: Diese unterscheidet zwar zwischen reinen und unreinen Tieren, aber eben nicht zwischen reinen und unreinen Menschen (schon gar nicht zwischen „reinen Juden“ und „unreinen Nichtjuden“). Petrus musste also weder jüdische Gebote verletzen, noch musste Gott seine Gebote ändern, damit das Evangelium zu den Nichtjuden gelangen konnte. Petrus hätte sich nur an seiner Bibel orientieren brauchen, statt auf sein Bauchgefühl zu hören.

n

(„Rabbi, wo wohnst du?“ (Johannes 1:38) – Eine Videoserie über Orte und Wege des Neuen Testaments und die jüdische Welt Jesu. Folge 33.)

n